Vom Glück des Gehens, wenn nichts mehr geht
Inhaltsverzeichnis
Um es gleich vorwegzunehmen:
Hier ist nicht die Rede vom sportlichen Wandern mit durchgestyltem Outdoor-Outfit. Es ist nicht das Fortbewegen zum Zweck der Fitness oder einer schlanken Körpersilhouette gemeint. Es werden Ihnen hier nicht die TOP 10 Wandertouren durch den Bayerischen Wald oder gar Wanderrouten-Highlights bundesweit vorgestellt.
Es geht um das Gehen an sich. In der Natur. Zweckfrei. Absichtslos. Kostbar.
Davon möchte ich schreiben …
Vom Gehen in der Natur, gleichförmig, auf weichem, unregelmäßigem, naturnahem Boden. Schritt für Schritt…Sanft angemessen – entsprechend Ihrer Ausdauer, Ihrer Kraft, Ihres Atems, Ihres Alters, Ihres Wohlbefindens.
Im Spannungsfeld zwischen Kultur und Natur
Von Kindheit an unterliegen wir wissenschaftsbasierten Messungen sowohl an körperlichen wie an seelisch-geistigen Normen. Per se mag die Normierung Sinn machen in einer leistungsorientierten Gesellschaft.
Entsprechend liegt der Fokus beim Wandern bzw. Spazierengehen auf der Zahl der Schritte, Kilometeranzahl, aktiver Zeit, erbrachter Höhenunterschiede und dabei verbrauchter Kalorien. Alles Indikatoren für gesundheitsfördernde Vorteile.
Von der originären Bewegung in der Natur hin zum kultivierten Sport steht uns dafür eine ganze Industriemaschinerie für die Ausrüstung zur Seite:
Von der Outdoor-Fashion, der Kosmetikbranche zum Schutz vor Sonne, Kälte und Mücken bis hin zu diversen Apps für körperliche Leistungsmessung und Leistungssteigerung.
Kulturelle Errungenschaften. In Maßen und sinnvoll ausgewählt haben all diese Angebote ihre Berechtigung. Was heißt in Maßen?
Es bedeutet, sich einer zunehmenden Vermarktung der „Bewegung im Freien“ bewusst zu sein und zu entscheiden, wie weit welches Angebot dem eigenen Wohlergehen tatsächlich zuträglich ist.
Worum geht es beim Wandern?
- Wir können Körperfett verlieren und Muskeln aufbauen.
- Erkrankungsrisiken wie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden minimiert.
- Selbst erhöhte Blutzuckerwerte können positiv beeinflusst werden.
- Das Immunsystem wird durch Bewegung an der frischen Luft gestärkt.
- Durch Bewegung werden Endorphine ausgeschüttet, die mitverantwortlich sind für ein Gefühl von Glück.
Und darüber hinaus?
Sie kommen bei maßvollem, gleichförmigem Gehen mit sich selbst und der Natur in Verbindung. Abseits von Zweckgebundenheit, entkernt von Gedanken an Funktionieren und Erbringen von Leistungen.
Mit sich ins Reine kommen
In Zeiten von Corona sind viele Menschen vermehrt zu Hause. Das heißt nicht unbedingt, dass sie sich bei sich selbst beheimatet fühlen. Es geht um ein Mit-sich-ins-Reine-Kommen fernab von dem Trubel, der uns Ablenkung von uns selbst geboten hat.
In der Gleichförmigkeit des Gehens ziehen Natur und unsere Gedanken an uns vorüber. Wir halten an den Gedanken nicht fest, noch identifizieren wir uns mit ihnen. Sie sind nicht Ihre Gedanken, sondern derjenige, der diese denkt. Gehen kann eine Form der Meditation sein.
Die Gedanken schweifen lassen
Gehen als Weg aus Gedankenschleifen. Vogelgezwitscher lässt unser Ohr innehalten…
Gehen als Weg zu sich selbst. Die Natur berührt das Auge mit ihren frühlingsfrischen Farben und hüllt uns in zarten Blütenduft. Geborgen sein…
Im gleichmäßigen Ein- und Ausatmen begreifen wir uns selbst als ein Teil der Natur. Wurzeln spüren. Ins Innere nachspüren, Reflektieren. Ehrlich sein zu sich. Sonne auf der Haut spüren…
Stand.Punkt.Perspektive
Ein Standpunkt, viele Perspektiven. Gewichtung korrigieren. Ideen tauchen auf, erquicken. Sich als Kreator des eigenen Lebens gewahr werden. Sich selbst als Teil der Schöpfung erleben. Dankbar der Teilhabe sein. Körper, Geist und Seele kommen in Einklang Schritt für Schritt…
… absichtslos & zweckfrei,
… alles kann, nichts muss,
… sich einfach auf den Weg machen …